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Wie ich zu HKiT® kam – und warum ich geblieben bin, Teil 2

Sabine Rippe, Tanzpädagogin HKIT® und Tanztherapeutin HKIT® i.A.

Im ersten Teil des Textes bin ich der Frage nachgegangen, wie es überhaupt dazu kam, dass ich bei HKiT geblieben bin – was war der Unterschied zu anderen Ansätzen und Methoden, die ich davor ausprobiert hatte? Der Unterschied, der eine starke Verbindung schuf?

„Jede Bewegung, die kommt ist richtig. Jede Bewegung, die kommt ist gut.“

Diesen Satz hörte ich im Laufe der Jahre unzählige Male von meiner ersten HKiT®- Tanzlehrerin, später dann auch während meiner eigenen HKiT®-Tanzpädagogik- und Tanztherapie-Ausbildung bei Elke Wagner in der Tanzheimat in Inzmühlen.

Dieser Satz ist ein zentraler Grund, warum ich bei HKiT® geblieben bin. Ich habe ihn immer wieder als Einladung verstanden, eine ehrliche Einladung, ganz ich selbst zu sein und mich auch so zu zeigen. Und als Ermutigung: ermutigt zu vertrauen, dass ich mich auch ungelenk zeigen darf in meinem Tanz, ohne dafür schief angeschaut oder abgeurteilt zu werden. Das war völlig neu für mich. Seit Kindesbeinen hatte ich etwas Anderes gelernt.

Im Sporttraining waren nur bestimmte Bewegungen gewollt. Ziel war eine Leistung zu erreichen über das wiederholte Einüben (einseitiger) Bewegungsabläufe. Manchmal, wie im Schwimmtraining, ging es um die Zeit. Für falsche oder langsame Bewegungen war hier kein Raum, im Gegenteil. Jede Abweichung wurde negativ bewertet.

In der Schule dagegen musste ich lernen, still zu sitzen, keine falschen Bewegungen zu machen, aufzupassen und zu gehorchen. Ein jahrelang eingeübter Schulalltag, kein Ort, an dem ich lernen konnte, einen natürlichen Kontakt zu meinem Körper pflegen. Aus heutiger Sicht ein Ort, an dem ich die Unterdrückung meiner Bewegungsimpulse, meines Körpers tagtäglich aufs Neue trainieren musste, um nicht ausgeschlossen zu werden und negativ bewertet.

„Jede Bewegung, die kommt, ist richtig. Jede Bewegung, die kommt, ist gut.“

Ich konnte gar nicht mehr bewusst freie Bewegungen kommen lassen, als ich mit den HKiT® anfing, ich hatte es verlernt. Zu tief saßen die früheren Verbote, hatten sich bis in meine Körpersprache hinein inkorporiert. Unsicherheit und Scham begleiteten mich lange Zeit durch alle Tanzkurse und Workshops, die ich besuchte, obwohl ich genau wusste, dass niemand mich beobachtet, niemand mich beäugt, weder die Lehrerin, noch die anderen Tänzerinnen. Und dann dieser Satz, diese Einladung, einfach alles da sein lassen, es tanzen zu lassen, nicht nachdenken, alles ist richtig, ich bin richtig.

Durch diesen schlichten Satz, alles da sein zu lassen, habe ich gelernt, mich frei und ganz natürlich zu bewegen. Zugleich sind mir Bereiche meines Körpers und damit meines Lebens zugänglich geworden, die ich früher gar nicht wahrgenommen habe, gar nicht wahrnehmen konnte, weil vieles abgeschnitten war. Begraben lagen meine Bewegungs- und Handlungsimpulse unter Doktrinen, die andere aufgestellt hatten und nach denen ich mich zu richten hatte. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich durch die Schichten dieser „Erziehung“ durchgedrungen bin und ein neues, authentischeres Bewegungsmuster etablieren konnte – vor allem ein Bewegungsmuster, von dem ich das Gefühl habe, dass es selbstbestimmt in mir entspringt und nicht bloß eine Reproduktion einer weiteren Fessel ist.

Wie ich zu HKiT® kam – und warum ich geblieben bin, Teil 2 (Sabine Rippe)